Handlungsfelder
Wiener Neustadt ist eine Stadt der Vielfalt, in der sich Menschen aller Altersschichten rundum wohl fühlen – ein Leben lang. Der Stadtentwicklungsplan setzt deshalb auf eine differenzierte Strategie, die vielfältige ökonomische, soziale und kulturelle Entfaltungsmöglichkeiten schafft und damit sämtliche individuelle Bedürfnisse der Einwohnerinnen und Einwohner erfüllt. So soll es älteren Personen möglich sein, vom Einfamilienhaus am Stadtrand in eine attraktive Wohnung in der Innenstadt zu ziehen. Junge Menschen brauchen wiederum die Chance, erschwingliche Starterwohnungen zu finden, während sich Familien ihr Bedürfnis nach mehr Platz und eigenem Garten erfüllen möchten.
Um das zu erreichen liegt der Fokus des Stadtentwicklungsplans auf einer qualitätsvollen Innenentwicklung mit maximaler Transparenz und im Konsens aller Beteiligten. Die Möglichkeiten reichen hier von Qualitätsverbesserungen im Bestand, über sanfte Bestandsumwandlung und das Schließen von Baulücken, bis hin zu Brachflächenrecycling. Nachhaltige Innenentwicklung bedeutet aber auch, auf erhaltenswerten Bestand Rücksicht zu nehmen und den Quartierscharakter von Stadtteilen – etwa bei Grünoasen – zu bewahren und zu entwickeln. Dort wo die infrastrukturellen Voraussetzungen für Wachstum in geringerem Maße gegeben sind, erfolgt ausschließlich eine behutsame Bestandsentwicklung. Gerade in der Innenstadt gibt es großes Potenzial für neue Qualitäten des Wohnens in Verbindung mit hoher Nutzungsmischung, kurzen Wegen und hervorragendem Anschluss an den öffentlichen Verkehr.
Damit lebendige Stadtteile entstehen, braucht es räumliche, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Impulse sowie einen Mix aus Wohnen, Arbeiten, Bildung und Freizeit. Der Stadtentwicklungsplan konzentriert sich daher nicht nur auf eine lebendige Innenstadt, sondern zielt darauf ab, weitere hochwertige Quartiere zu entwickeln. Potenzial dafür gibt es in der Stadionstraße oder der Gymelsdorfer Vorstadt, wo derzeit Handel und Dienstleistung überwiegen. Im Sinne einer Stadt der kurzen Wege soll in diesen Entwicklungszonen eine Verschränkung mit Wohnen und qualitativen Freiräumen stattfinden.
Vielfältiges Wohnen bedeutet…
…Innen- vor Außenentwicklung
…höchste Ansprüche an Lebensqualität
…Förderung eines vielfältigen Wohnungsangebotes
…generationen- und kulturübergreifende Begegnung
…nachhaltige Transformation monofunktionaler Stadtquartiere
…Mix aus kommunalem, genossenschaftlichem und frei finanziertem Wohnbau
Wohnen, arbeiten, zusammenkommen, einkaufen, entspannen und genießen – das ist die Innenstadt von Wiener Neustadt. Hier werden Lebens- und Wohnraum geschaffen, kulturelle und touristische Akzente gesetzt und der öffentliche Raum klimafreundlich aufgewertet.
Lebendige Innenstadt bedeutet…
…Förderung wohnungsnaher Dienstleistungen
…Stärkung des Stadtzentrums als Wohnstandort
…Aufwertung von Kultur- und Veranstaltungsstätten
…Revitalisierung bestehender Bausubstanz in den Fokus rücken
…Konzentration urbaner, öffentlicher Einrichtungen im Stadtkern
…Verbesserung des Handels in den A-Lagen durch innovative Konzepte
…Stärkung des Arbeitens durch neue Büroformen für innovative Unternehmen
Aufgeblüht in der Zeit der industriellen Revolution ist Wiener Neustadt mit einer festen Tradition in Industrie und Forschung verbunden. Unternehmen wie die Wiener Neustädter Lokomotivfabrik oder Austro-Daimler haben die Stadt bereits im 19. Jahrhundert im wahrsten Sinne des Wortes bewegt. Das Wiener Neustädter Flugfeld ist als größtes Naturflugfeld Europas sogar bis heute ein Ort, an dem echte Innovation für die Luftfahrtbranche geschieht.
Zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik macht Wiener Neustadt zum attraktiven Standort für Unternehmen. Die Ansiedelung von Forschungs- & Bildungseinrichtungen im Stadtgebiet ist die Grundlage, um Menschen attraktive Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu bieten.
Über die Jahrhunderte haben sich die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort natürlich stark verändert. Im Stadtentwicklungsplan werden deshalb zeitgemäße, neue Impulse gesetzt. Mithilfe kluger Maßnahmen der örtlichen Raumordnung sollen bestehende Betriebe in ihrer Entwicklung unterstützt und frühzeitig Flächen für Erweiterungen oder Neuansiedelungen ins Auge gefasst werden. Auch hier folgt die Stadtentwicklung dem Prinzip des Flächenrecyclings und der Mobilisierung bestehender Potenziale, um Wachstum und Fortschritt ressourcenschonend zu ermöglichen.
…Stärkung des Wirtschaftsstandorts
…Betreiben einer aktiven Betriebsansiedlungspolitik
…Aktivieren von Potenzialen in den Betriebs- und Industriegebieten
…Flächenrecycling und Mobilisierung den Vorzug vor Erweiterung geben
Eine Stadt fürs Leben braucht ihre Grün- und Freiräume, die zum Durchatmen einladen. Parks, Plätze und Spazierwege steigern die Lebensqualität, bieten Freizeitspaß und Sportmöglichkeiten und stärken damit nicht zuletzt auch den sozialen Zusammenhalt. Als Lebensraum für Flora und Fauna unterstützen sie die biologische Vielfalt und tragen maßgeblich zu einem angenehmen und gesunden Klima bei. Ebenso bieten Grünflächen Schutz vor Naturgefahren, da sie etwa bei Starkregenereignissen Wasser von der bebauten Stadt abhalten. Und schließlich kommt insbesondere der Landschaft um den Siedlungsraum die wertvolle Aufgabe zu, Produktionsraum für die Landwirtschaft zu sein und damit die Ernährung sicherzustellen.
Wiener Neustadt ist die Stadt, die Naturraum schützt, verantwortungsvoll weiterentwickelt und Klimaschutz als Teil der Stadtentwicklung sieht.
Mit dem steten Bevölkerungswachstum von Wiener Neustadt nimmt die Bedeutung einer „grünen Infrastruktur“ zu. Stadtwachstum bedeutet vor diesem Hintergrund also nicht nur die Schaffung von Wohnraum, Arbeitsplätzen und sozialer Infrastruktur, sondern auch einen verantwortungsvollen Umgang mit Grünflächen im Sinne eines qualitativen Lebensraums. Im Stadtentwicklungsplan sind deshalb zahlreiche Zielsetzungen und Maßnahmen verankert, die den Schutz und die Weiterentwicklung von Grün- und Freiräumen für die Bevölkerung von Wiener Neustadt sicherstellen.
…Bauen im Grünen reduzieren
…wertvolle Naturräume nachhaltig sichern
…Nutzungsqualität von Grün- und Freiräumen steigern
…Funktionsfähigkeit von Grün- und Freiräumen für die Stadt sichern
…Gemeinschaftsgärten auf öffentlichen Grün- und Freiräumen etablieren
…hochwertige Böden und Landschaftsteile bei Freiflächenphotovoltaik schonen
…nichtkommerzielle Freiräume für Jugendliche & junge Erwachsene zur Verfügung stellen
Die Art wie sich Menschen fortbewegen unterliegt einem konstanten Wandel, der durch den immer schneller werdenden technologischen Fortschritt rasch voranschreitet. In den Städten Europas nimmt die Bedeutung von öffentlichem Verkehr und Radverkehr zu. Gerade bei der jüngeren Generation gibt es einen klaren Trend in Richtung multimodaler Mobilität zu beobachten: Verkehrsmittel werden situativ genutzt, die der PKW als Hauptverkehrsmittel verliert an Bedeutung. Mobilitätsservices, deren Nutzung durch neue Technologien immer einfacher werden, und auch das Fahrrad als wichtiger und gesunder Baustein der Mobilitätskette untermauern diese Entwicklung.
Neben den gesellschaftlichen Trends sind auch veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen Grund für den beschleunigten Wandel. Der Klimaschutz in Gesetzen und EU-Richtlinien gegossen erfordert die Anpassung der Verkehrsinfrastruktur und lenkt den Blick auf Energieeinsparungspotenziale.
Durch die Umgestaltung des Hauptplatzes, die Sanierung der Fußgängerzonen, ein neues Fußgängerleitsystem, die Neuorientierung bei den Kulturstätten und durch den Standort der Fachhochschule im Zentrum, wurden in Wiener Neustadt bereits zukunftsweisende Impulse für die Mobilität von morgen gesetzt. Mit dem Stadtentwicklungsplan hat sich Wiener Neustadt das Ziel gesetzt, den Anteil der Wege im Umweltverbund (öffentlicher Verkehr, Fuß- und Radverkehr) weiter auszubauen. Insgesamt soll jedenfalls der Anteil des Umweltverbundes mittelfristig auf mindestens 50% erhöht werden. Dabei soll der Radverkehrsanteil an den Wegen der Wiener Neustädterinnen und Wiener Neustädter von derzeit 14% bis 2030+ deutlich erhöht werden. Die Stadtstruktur, die Topografie und die insgesamt guten Voraussetzungen sollten Radverkehrsanteile bis zu 20% und Anteile im öffentlichen Verkehr von über 15% ermöglichen. Eine besondere Aufgabe ist, dem Fußverkehr entgegen den bisherigen Trends auf seinem derzeitigen Niveau zu halten.
…Forcierung von E-Mobilität
…laufende Optimierung des V-Angebots
…Erhöhung der Verkehrssicherheit im Schulbereich
…Erhöhung des öffentlichen Verkehrsanteils auf über 15%
…Erhöhung des Wege-Anteils im Radverkehr auf bis zu 20%
…mehr Wege im Umweltverbund – Erhöhung auf mindestens 50%
…neue Qualitäten im öffentlichen Raum durch Parkraumbewirtschaftung